Schlax, J., Kühling-Thees, C., Happ, R., Zlatkin-Troitschanskaia, O., Jitomirski, J. & Nagel, M.-T. (2019, September). Der Einfluss von kaufmännischer Berufsausbildung und wirtschaftsbezogener Schuldbildung auf die Wissensentwicklung im wirtschaftswissenschaftlichen Bachelorstudium – Ergebnisse einer deutschlandweiten Längsschnittstudie. Präsentation auf der BWP Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) am 27.09.2019. Graz (Österreich).
Studierende der Wirtschaftswissenschaften zeichnen sich durch eine hohe Heterogenität im fachbezogenen Vorwissen zu Studienbeginn aus [1,2]. Dies lässt sich u.a. auf verschiedenartige Wege zum Studium zurückführen sowie auf unterschiedlich wahrgenommene voruniversitäre Lerngelegenheiten wie das Absolvieren einer kaufmännischen Berufsausbildung oder der Besuch einer fachbezogenen Schule [3]. Der Forschungsstand zeigt, dass sich solche Lerngelegenheiten positiv auf den Fachwissensstand zu Studienbeginn auswirken [4], der Einfluss im Studienverlauf ist bisher jedoch wenig auf Basis längsschnittlicher Daten erforscht [5, 6]. Bei den deutschlandweiten Erhebungen zu Beginn der WS16/17 (t1) und WS17/18 (t2) konnten mittels Fragebögen zu t1 7635 Studierende der Wirtschaftswissenschaften an 49 Institutionen und zu t2 2055 Studierende an 27 Institutionen erfasst werden. Der Fragebogen umfasste einen Kurztest zur Erfassung des ökonomischen Grundlagenwissens (15 Items aus dem Test of Economic Literacy, TEL4) sowie des tiefergehenden mikro- und makroökonomischen Wissens (10 Items aus dem Test of Understanding College Economics, TUCE4). Die intellektuelle Leistungsfähigkeit wurde mittels des BEFKI-Tests zur fluiden Intelligenz kontrolliert [7,8,9]. In den Regressionsanalysen zeigen sich alle drei erfassten voruniversitären Lerngelegenheiten sowohl zu Studienbeginn als auch nach einem Studienjahr als bedeutsame Einflussfaktoren des Fachwissens. Die Ausbildung und der Leistungskurs weisen einen positiven Einfluss auf das Fachwissen zu t1 und t2 aus. Bei Kontrolle personeller Einflussfaktoren (wie Note der HZB und Intelligenztestscore) zeigen sich zu T2 der Leistungskurs und die Fachschule signifikant, während in T1 alle drei Faktoren bedeutsam sind. Tiefergehende Analysen (Betrachtung von Lernverläufen) zeigen, dass die voruniversitären Lerngelegenheiten v.a. Wissenserhalt und weniger einen direkten Zuwachs an Wissen fördern. Insgesamt unterstreichen die Befunde die hohe Bedeutung einer vor Studienbeginn wahrgenommenen Berufsausbildung als auch der Besuch des Leistungskurses Wirtschaft für den Wissenserwerb im Studienverlauf. Die Implikationen für die voruniversitäre ökonomische Bildung sowie für die Gestaltung des ersten Studienjahres werden im Vortrag kritisch diskutiert, u.a. mögliche Anpassungen von Curricula.