Das Wichtigste in Kürze
- Lernplattform frei zugänglich unter https://statcom.uni-mainz.de
- Ca. 50 SPSS sowie ca. 30 STATA Erklär- und Übungs- bzw. Lösungsvideos
- Erklär- und Übungsaufgaben basierend auf realem, einheitlichen Übungsdatensatz
- Nutzbar für Studierende und Dozierende (deutschlandweit zugänglich)
- Lineare Nutzung (von Dateneingabe bis hin zu Reliabilitätsanalysen) oder punktuelles Nachschlagen bestimmter Verfahren möglich
Video-Beispiele
Desiderat und Forschungsstand
Der versierte Umgang mit statistischer Software nimmt im Studium und auf dem Arbeitsmarkt eine immer bedeutendere Rolle ein. Dem steht gegenüber, dass Studierende nur geringe Motivation und sogar Angst im Umgang mit Statistik und den Forschungsmethoden aufweisen (Mji & Onwuegbuzie, 2004). In diesem Kontext zeigt sich insbesondere, dass Studierende Unsicherheiten im Umgang mit statistischer Software empfinden und diese aufgrund der Komplexität eher meiden. Dabei haben diverse Forschungsbefunde empirisch nachgewiesen, dass gerade der Einsatz von Software den Verstehensprozess im Fach fördern kann, da zuvor abstrakt vermittelte Konzepte darin praktisch angewandt und aus verschiedenen Perspektiven visualisiert werden (Anastasiadou, 2011; Davis, 1989; Garfield & Ben-Zvi, 2007).
Jedoch liegt eine praktische Herausforderung zumeist darin, dass die Handhabung statistischer Software aufgrund nicht ausreichender zeitlicher und räumlicher Kapazitäten nur mit Abstrichen in der Präsenzlehre vermittelt werden kann und somit einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an autodidaktischer Auseinandersetzung mit der Software von den Studierenden abverlangt.
Obgleich die Methodenlehre ein fester Bestandteil verschiedenster Fachdisziplinen ist, gab es bislang an der JGU Mainz noch kein videobasiertes und frei nutzbares Lernangebot, mit dessen Hilfe Studierende sich die für eigene Forschungsprojekte oder Abschlussarbeiten notwendigen Methodenkenntnisse eigenständig aneignen können.
Projektziele
In diesem Lehrprojekt wurden daher zahlreiche Erklär- und Übungsvideos produziert, um den Studierenden einen systematischen und selbstgesteuerten Erwerb von Softwarekenntnissen außerhalb der regulären Präsenzlehre zu ermöglichen und sie somit adäquat auf die vielfältigen softwaregestützten Aufgabenstellungen in Studium und Beruf vorzubereiten.
Der wesentliche Vorteil des Einsatzes dieser Videos liegt darin, dass diese eine modulare Struktur aufweisen und die Softwares in kleineren Lerneinheiten von je 5-10 Minuten von der Benutzeroberfläche bis hin zu tiefergehenden statistischen Analysen erläutert werden.
Dieser modulare Aufbau ermöglicht eine flexible Einbindung der Module in die jeweiligen Lehrveranstaltungen, sodass die Lehrenden individuell und je nach eigener Planung entscheiden können, welche Themen und welche Lernvideos sie in ihre Lehrveranstaltung integrieren möchten.
Die Nutzung der Softwaretutorials ist auch losgelöst von einer Lehrveranstaltung denkbar, wenn Studierende beispielsweise ein eigenes Forschungsprojekt planen oder im Rahmen ihrer Seminar- oder Abschlussarbeiten mit Daten arbeiten. Insgesamt wird mit der Einführung der Softwaretutorials beabsichtigt, die Lehrveranstaltungen zur Methodenlehre als auch den Lernprozess der Studierenden zu flexibilisieren (u.a. durch die Orts- und Zeitunabhängigkeit und die Möglichkeit einer an die eigene kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit angepassten Rezeption der Lerninhalte).
Aufbau der Softwaretutorials
Die Lernvideos sind modular aufgebaut und erläutern zunächst die Benutzeroberfläche und Dateneingabe (Alpha-Modul), die Aufbereitung der Daten und deren Codierung (Beta-Modul), auf deren Grundlage anschließend im Gamma-Modul speziellere statistische Verfahren erklärt werden. Jedes Lernvideo schließt mit einer Übungsaufgabe ab, deren Lösung schließlich im Delta-Modul dargestellt wird.
Damit der Prozess einer Datenanalyse leichter nachvollzogen werden kann, basieren alle Lernvideos zudem auf einem einheitlichen Datensatz, der über den Verlauf der Lernvideos weiterentwickelt wird und die Verfahren anhand von lebensnahen Beispielen zusammenhängend darstellt sowie eine direkte Rückkopplung von der Praxis zur Test- und Fragebogenkonstruktion ermöglicht.
Ablauf des Lehrprojektes
Zu Beginn des Projektes wurden im Rahmen eines KickOff-Treffens mit Lehrstühlen verschiedener Fachbereiche, an denen Methoden gelehrt werden (u.a. Geowissenschaften, Psychologie, Publizistik, Soziologie) erste Informationen über das Projekt ausgetauscht und die an der JGU gängigsten Softwares sowie ein Basiscurriculum identifiziert. Darauf aufbauend wurden für die im Rahmen dieses Projekts zu erstellenden Lernvideos zu SPSS und STATA eingehende Lehrbuchanalysen zur Konzipierung eines sachlogisch strukturierten und generalisierbaren modularen Aufbaus der Lernvideos durchgeführt. Im Anschluss wurden die Drehbücher von fachversierten Mitarbeitern und Hilfskräften geprüft und in den Studioräumen mit dem Equipment des Zentrums für Audiovisuelle Produktion (ZAP) eingesprochen, sodass eine hochwertige Qualität gewährleistet werden konnte. Die jeweiligen Verfahren werden dabei mittels Screencast direkt in der Software präsentiert. Anschließend wurde das Material im Rahmen der Postproduktion geschnitten, an vereinzelten Stellen nachvertont sowie um erklärungsunterstützende Textboxen, Grafiken und Animationen ergänzt. Als Orientierung diente hierbei ein in Zusammenarbeit mit dem ZAP entwickeltes Farb- und Gestaltungskonzept.
Literatur
Davis, F. (1989). Perceived Usefulness, Perceived Ease of Use, and User Acceptance of Information Technology. MIS Quarterly, 13(3), 319–340.
Garfield, J. & Ben-Zvi, D. (2007).How Students Learn Statistics Revisited: A Current Review of Research on Teaching and Learning Statistics. International Statistical Review, 75(3), 372–396.
Mji, A. & Onwuegbuzie, A. (2004). Evidence of score reliability and validity of the Statistical Anxiety Rating Scale among technikon students in South Africa. Measurement and Evaluation in Counseling and Development, 36, 238–251.